SommerKino – Open Air im KuBiZ

bei schlechtem Wetter im Haus


Donnerstag, 2.7.09 ab 21.30 Uhr (KuBiZ Raoul Wallenberg)
THIS IS ENGLAND

Spielfilm, GB 2006, 100 min, R: Shane Meadows, mit Thomas Turgoose

Letzter Schultag in einer Kleinstadt im Norden Englands und der elfjährige Shaun bezieht auf dem Pausenhof eine ordentliche Tracht Prügel. Anlass für den Streit war die gehässige Bemerkung eines Mitschülers über Shauns Papa, der im Falkland-Krieg gefallen ist. Da versteht er eben keinen Spaß. Auf dem Nachhauseweg gerät Shaun an eine Gruppe von Skinheads, die sich des arg gebeutelten Rotzlöffels erbarmen. Anführer Woody beschließt Shaun in seine Gang aufzunehmen und verpasst dem Knaben prompt eine optische Generalüberholung inklusive Schuhwerk von Doc Marten, Herrenoberhemd von Ben Sherman und modischer Kurzhaarfrisur. Für Shaun beginnen unbeschwerte Sommerferien im Kreise seiner neuen Freunde, bis eines Abends überraschend Woodys alter Kumpan Combo aufkreuzt. Combo kommt gradewegs aus dem Knast, wo er offenbar zur National Front konvertiert ist, und versucht nun Woody und Konsorten auf den "rechten Pfad" zu bringen... - Regisseur Shane Meadows war in seiner Jugend selber Skin. So gerät THIS IS ENGLAND zur stimmigen Innenansicht einer Jugendkultur, die sonst fast ausschließlich durch fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten und entsprechend hysterische Medienberichterstattung von sich Reden macht. Auf einen Film über Skinheads, der ohne die Aspekte Rassismus oder Faschismus auskommt, wird man von daher wohl noch lange warten dürfen, aber Meadows behält die Ruhe, ohne dabei die Problematik auszuklammern. Vorrangig erzählt er aus dem Leben "traditioneller" Skinheads ohne rechtes Gedankengut, vom Leben in England unter der Thatcher-Regierung, von der Suche nach Zusammenhalt und - mehr oder weniger tauglichen - Vaterfiguren.

Das verlangt nach fähigen Darstellern: Teils handelt es sich um Profis, teils um Laien wie Thomas Turgoose in der Rolle des Rotzlöffels Shaun, die einen großen Teil zum spontanen, ungeschönten Gesamteindruck des Films beitragen. Der Vergleich zu TRAINSPOTTING, den "The Times" meint bemühen zu müssen, hinkt zwar etwas, aber THIS IS ENGLAND geht als äußerst gelungenes Stück Kino durch, voller treffsicher skizzierter Charaktere und pointierter Momente, die im Gedächtnis bleiben.



Donnerstag, 16.7.09 ab 21.30 Uhr (KuBiZ Raoul Wallenberg)
LEMON TREE

Spielfilm, ISR 2007, 106 min, R: Eran Riklis, mit Hiam Abbas

Salma Zidane lebt in einem kleinen Palästinenserdorf in der Westbank. Sie ist 45, verwitwet, die Kinder sind aus dem Haus, Salma ist allein. Als der israelische Verteidigungsminister auf der anderen Seite der "grünen Linie" ein Haus baut, geraten Selmas Zitronenbäume ins Visier der Personenschützer: Die Bäume stellen eine Gefahr dar! Sie können Terroristen verbergen und Bodyguards bei ihrer Arbeit behindern. Auf jeden Fall stehen die palästinensischen Zitronenbäume den gehobenen Sicherheitsbedürfnissen des mächtigen Ministers schlicht im Weg. Doch Salma lässt sich davon nicht beeindrucken, denn vor vielen Generationen sind die Zitronenbäume von ihrer Familie eigenhändig angepflanzt worden. Die Bäume, das ist Salmas Familiengeschichte. Salma nimmt sich einen Anwalt. Ziad Daud kämpft gegen eine Phalanx cleverer Militärjuristen, die von ganz oben gedeckt werden. Es ist ein ungleicher Kampf, der nicht leichter wird, als sich die 45-jährige Witwe Salma in ihren zehn Jahre jüngeren geschiedenen Anwalt verliebt. Für ihre palästinensische Nachbarschaft ist das skandalös. Auf der anderen Seite der Begrenzung ist Salmas Kampf um die Bäume nicht unbemerkt geblieben. Die Frau des Verteidigungsministers, die mit dem politischen Aufstieg ihres Mannes immer einsamer und unglücklicher geworden ist, fühlt sich, je länger der ungleiche Kampf zwischen ihrem Mann und der palästinensischen Nachbarin andauert, immer stärker zu Salma hingezogen. Ein unsichtbares Band verbindet die ungleichen Frauen, die jede für sich am Beginn eines neuen Lebensabschnitts steht...

Es sind die beiden Frauen, die als einzige den Mut aufbringen, sich gegen vorgestanzte Handlungsmuster aufzulehnen. Riklis führt die schwelende Pein des Nahost-Konflikts mit dieser kleinen, parabelhaften Erzählung auf großartig vielschichtige Weise vor. Irgendwo zwischen dem modernen Kubus des Obersten Gerichts in Jerusalem, dem bescheidenen Anwaltsbüro im Flüchtlingslager Jalazon bei Ramallah, zwischen der durchdesignten Ministervilla und Selmas schlichtem Haus, begegnen sich die Menschen. - Der Film wurde auf der Berlinale 2008 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.



Donnerstag, 30.7.09 ab 21.30 Uhr (KuBiZ Raoul Wallenberg)
HEAVY METAL IN BAGHDAD

Doku, USA 2007, 84 min, R: Suroosh Alvi & Eddi Moretti

Heavy Metal in Badgad“ erzählt von der Leidensgeschichte der einzigen Hardrockband im heutigen Irak. Junge Iraker, die 2003 unter Lebensgefahr in breitestem Amerikanisch mitten im gerade befreiten und gleich wieder im Chaos versinkenden Bagdad aggressiven Heavy Metal spielen - für die Gründer des Magazins "Vice" eine Story, mit der man sich gegenüber der üblichen Irak-Berichterstattung absetzen konnte. Inzwischen nämlich versteht sich „Vice“ auch als provokante Gegenreaktion gegen die desinformierende tägliche Nachrichtenbilderflut, um den Opfern der Zivilgesellschaft eine Stimme zu verleihen.

EINTRITT FREI

Kultur- und Bildungszentrum Raoul Wallenberg

Bernkasteler Str. 78, 13088 Berlin-Weißensee

Tram M4, M13, 12, 27

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